Gestalt….

 
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…hat erstmal nichts mit künstlerischem Gestalten im Sinne von Werken, Malen, Töpfern, Häkeln…zu tun. Es handelt sich um eine Form der humanistischen Psychotherapie, die Fritz und Laura Perls mit Paul Goodman zusammen in den 1940er Jahren auf Grundlage und aus der Kritik an der Psycho-Analyse entwickelt haben. Weitere maßgebliche Einflüsse sind die Humanistischen Psychologie, die Existenzphilosophie Martin Bubers und der Zen-Buddhismus.

Laura Perls: “ Meine Wildness ist die Seele des Anderen.”

Laura Perls: “ Meine Wildness ist die Seele des Anderen.”

Der Gestaltbegriff kommt jedoch tatsächlich von dem Verb gestalten und meint das Formen eines sinnvollen Ganzen. Das Bilden von Gestalten entsteht auf einem sogenannten Hintergrund, von dem sich die eigentliche Gestalt oder Figur abhebt. So kann sich ein weißer Fleck nur auf dem Hintergrund einer farbigen Fläche abheben, oder Linien werden entsprechend dem Hintergrund vervollständigt. Zudem ist jedem Menschen inne, Gestalten vollenden zu wollen.

In gestalttheoretischer Sprache ausgedrückt, taucht mit einem entstehenden Bedürfnis eine offene Gestalt aus dem (Hinter-)Grund auf und wird im Vordergrund zur Figur, und zwar solange, wie sie nicht geschlossen ist. Die abgeschlossene Gestalt kann wieder in den Grund eintauchen und einer neuen Gestalt Platz machen. Dies versteht die Gestalttherapie als Fähigkeit des Organismus zur Selbstregulierung.

Methodisch arbeitet die Gestalttherapie mit dem gegenwärtigen Erleben im Hier und Jetzt.

Paul Goodman: „No good has ever come from feeling guilty, neither intelligence, policy, nor compassion. The guilty do not pay attention to the object but only to themselves, and not even to their own interests, which might make sense, but to their a…

Paul Goodman: „No good has ever come from feeling guilty, neither intelligence, policy, nor compassion. The guilty do not pay attention to the object but only to themselves, and not even to their own interests, which might make sense, but to their anxieties.“

Ein Großteil der Arbeit im gestalttherapeutischen Setting ist die Bewusstmachung aller Regungen, Gefühle, Bedürfnisse und Gedanken in der gegenwärtigen Situation, die zum Beispiel durch das Gespräch über aktuelle Krisen, Probleme, Themen hervorgerufen werden. Denn obgleich jeder Mensch die Ressourcen zur Bewältigung aller Anforderungen des Lebens besitzt, wird der Zugriff darauf häufig von unabgeschlossenen, vergangenenen Erfahrungen behindert. Veränderungsprozesse werden durch die direkte Arbeit mit den Gefühlen  und Empfindungen, der therapeutischen Arbeit mit unterschiedlichen Persönlichkeitsanteilen ( z.B. Antreiber und Träumer ) und in der jeweiligen Situation entwickelten, kreativen Impulsen unterstützt . Es geschieht auch Heilung, wenn die Situationen der Vergangenheit in Szene gewetzt werden, wieder erlebt werden und dann neu und anders bewertet werden können.

Da sich die Therapeuten selbst als partnerschaftliche BegleiterInnen (und nicht als ProduzentInnen der Veränderung ihrer KlientInnen) sehen, werden Techniken oder Übungen auch zusammen mit den Klientinnen entwickelt oder diesen als Angebot und Vorschlag unterbreitet. Außerdem machen die TherapeutInnen transparent, was sie mit einer bestimmten Technik oder Übung erreichen wollen.

Fritz Perls: “Denke nicht so viel, sondern fühle”

Fritz Perls: “Denke nicht so viel, sondern fühle”

„Ich bin ich. Du bist du.
Ich bin verantwortlich für mein Leben und du bist für deines verantwortlich.
Ich bin nicht dazu da, um deine Erwartungen zu erfüllen,
noch bist du dazu da, um meine zu erfüllen.
Wenn sich unsere Wege kreuzen, ist das wunderschön, aber wenn nicht, werden wir uns getrennt voneinander fortbewegen müssen.
Weil ich mich selbst nicht liebe, wenn ich mich selbst verrate, nur um dich glücklich zu machen.
Ich liebe auch dich nicht, wenn ich will, dass du bist, wie ich das möchte, anstatt dich so zu akzeptieren, wie du bist.
Du bist du und ich bin ich.“

Fritz Perls